19

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19

Ein Film von Kazushi Watanabe

Zum Film

Eine scheinbar sinnlose Entführung, eine Autofahrt ans Meer, die Verwirrung der Wirklichkeit bis zu ihrer Umkehrung... ‚19’ erzählt mit lakonischem Humor und in fast beiläufiger Radikalität von einer ebenso surrealen wie wirklichen Reise – ein Roadmovie irgendwo zwischen Jim Jarmusch und Takeshi Kitano, das mit einer ganz eigenen Ästhetik fasziniert. Basierend auf einer authentischen Begebenheit, berichtet ‚19’ von einer Jugend, deren Rebellion sich in scheinbar sinnloser Form äußert – die die Regeln bricht und sie gleichzeitig widerspiegelt. Regisseur Kazushi Watanabe, der auch den Anführer der Entführer-Dreierbande spielt, hat für diese Erzählung eine filmische Form gefunden, die ebenso stringent wie unbekümmert ist; ein überraschendes Abenteuer, klug und unterhaltsam, spannend, berührend und subversiv.

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Auf dem Heimweg von der Universität wird der Student Usami ohne ersichtlichen Grund von drei jungen Männern gestoppt und in ihr Auto gezerrt. Sie zwingen ihn auf eine Reise, die verblüffende Ähnlichkeit mit einem Familienausflug hat: ein Einkaufsbummel im Supermarkt, ein Zoobesuch, Erinnerungsfotos. Die anfänglichen Versuche Usamis, seinen Entführern zu entkommen, schlagen fehl.

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Nach und nach entwickeln sich zwischen Usami und den einzelnen Mitgliedern der seltsamen Reisegruppe eigene, intensive Beziehungen, bis sich die Rollen zu verschieben scheinen. Als die Dreierbande während eines langen, melancholischen Strandausflugs ein weiteres Opfer in ihre Gewalt bringt, gerät Usami in einen eigentümlichen Zwiespalt. Soll er sich mit seinem Leidensgenossen verbünden? Oder fühlt er sich in einer merkwürdigen Umkehrung der Wirklichkeit der Gruppe seiner Entführer verpflichtet? Usami zaudert. Kurz darauf ist nichts mehr, wie es einmal war.

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Pressestimmen

"Kazushi Watanabe legt mit seinem Debütfilm einen Geniestreich vor. Ein lakonischer Kommentar zur entfremdeten Welt, mit absurdem Humor und weitem Assoziationsraum." Berliner Zeitung

"Seltsam und schön, wie eine Sixties-Mischung aus Nouvelle Vague und Roadmovie, lakonisch wie der frühe Jim Jarmusch. Ein Film mit hohem Coolness-Faktor!" Taz

"Muß man sehen!" Zitty

"So einen seltsamen Ausflug ans Meer hat es im Kino wohl noch nicht gegeben. ‚19’ ist Weltkino im besten Sinne, ein geheimnisvolles, schön bizarres Roadmovie. Die Bilder scheinen nicht von dieser Welt zu stammen, ein nostalgischer und zugleich unerhört moderner Look. So wirkt der Film wie zukünftige Vergangenheit, wie die Erinnerung an eine Zeit, die noch vor uns liegt – und darum auch nicht restlos erklärbar ist." Tip

"Ein szenisches Kunststück, eine fast schon magische Daseinsbeschreibung." Tagesspiegel

"Ausgeblichene Farben, stilisierter Look, düsterer Humor... ein absurdes Roadmovie, dessen durchgeknallte Gitarrenriffs allein schon den Eintritt wert sind." Hamburger Morgenpost

"Klug, unterhaltsam und spannend tanzt der Film irgendwo zwischen Jim Jarmusch und Takeshi Kitano." Berliner Kurier

"Oft grobkörnig und karg, dabei wie beiläufig eingefangen anmutend, besticht die Bildsprache durch ihre Strenge. Die Kamera lässt sich oft viel Zeit, um die Leere einer Rebellion ohne Ziel zu reflektieren. Dem entsprechen knappe, kühle Dialoge von lakonischer, messerscharfer Akkuratesse. Kennern kommen Kino-Legenden in den Sinn, Godards Außer Atem, Jarmuschs Stranger Than Paradise oder Kitanos Hana-Bi, dazu Erinnerungen an Rebellen der Leinwand wie James Dean, Marlon Brando, Montgomery Clift. Watanabe zitiert nicht direkt, er kopiert auch nicht. Doch die Intensität seiner Gestaltung und die der Schauspieler provoziert die Erinnerungen." Berliner Morgenpost

"Risiko!" BZ

"Mit seiner ungewöhnlichen, kunstvollen Bildästhetik und gedehnten Erzählweise schuf Kazushi Watanabe einen Film, der fesselt, herausfordert und einem nicht mehr aus dem Kopf geht." Sächsische Zeitung

"Erzählt mit einer phänomenalen Beiläufigkeit, die nur hin und wieder verrät, dass sie absolut genau und bewusst inszeniert ist. Die Ästhetik ist lo-fi, die Bilder bleich, oft überbelichtet. Zusammen mit der japanischen Independent-Musik auf dem Soundtrack erwächst daraus eine Atmosphäre von unerfüllter Sehnsucht und unheilbarem Fremdsein." Tagesspiegel Ticket

"Ein radikales Film-Poem, losgelöst von traditionellen Formen und Zeichen, nur Anklänge an den Western hat Watanabe in seiner rätselhaften Erzählung zugelassen, die vor allem durch ihr visuelles Konzept beeindruckt." Hamburger Abendblatt

"19’ ist stur, herb, manchmal emotional sehr tief. Er ist lässig, aber nie unzulässig verantwortungslos gegenüber seinen Charakteren, deren Welt, deren Denken und Fühlen – einfach ein Film, der ein gewisses Lebensgefühl festnagelt. Jeder sollte Filme wie diesen lieben." Kölner Stadtanzeiger

"Dead Man auf japanisch, ein Wechselspiel aus surrealen und wirklichen Momenten... Der sparsam eingesetzte Soundtrack geht unter die Haut und unterstützt die zwischen Aggressivität und Beiläufigkeit stehende Ästhetik dieses wundersam ruhig dahinfließenden Filmes. Ein kleines Juwel inmitten der nach neuen Erzählformen suchenden Kinolandschaft!" Programmkino.de

Regiestatement

"Ich habe bei ‘19’ nicht explizit an gesellschaftliche Aspekte gedacht. Es kann natürlich sein, dass der Film die Atmosphäre der Zeit widerspiegelt, in der er entstanden ist. Aber in erster Linie ist ‘19’ eine Geschichte. Eine Geschichte, die ich erzählen wollte." Kazushi Watanabe

Kazushi Watanabes ‘19’ basiert auf einer wirklichen Begebenheit, die einem Freund des Regisseurs widerfahren ist: "Es war diese eigentümliche Konstellation, die mich fasziniert hat: drei junge Männer, die einen Studenten sozusagen zum Spaß entführen", erzählt Watanabe. "Anfang und Ende der Geschichte, also Entführung und Freilassung des Jungen, sind tatsächlich passiert. Das meiste dazwischen ist frei erfunden, auch die Existenz des zweiten Opfers." Wie im Film, ist auch in der Wirklichkeit nicht bekannt, was aus den drei Entführern wurde. Sie stiegen ins Auto, fuhren los und blieben verschwunden.

1996, im Alter von 19 Jahren, verarbeitete Kazushi Watanabe den Stoff zu seinem 8mm-Kurzfilm ‚19’, der auf dem renommierten Studentenfestival PIA ausgezeichnet wurde. "Im Kurzfilm konnte ich allerdings keine Szenen einbauen, in denen die Figuren ausführlich entwickelt werden konnten. Um die Konstellation ausspielen zu können, brauchte ich die Spielfilmlänge."

19 – Fiktion und Wirklichkeit

Für die Entwicklung des Spielfilms ‘19’ behielt Watanabe die Grundkonstellation der Geschichte bei und konzentrierte sich auf die Figurenzeichnung und die stärkere Gewichtung der Szenen mit dem zweiten Entführungsopfer. "Natürlich habe ich die Charaktere der tatsächlichen Beteiligten, von denen mein Bekannter erzählte, stark verändert. In Wirklichkeit waren sie keineswegs so ‚naiv’ wie im Film. Aber einige Ereignisse geben ganz genau wieder, was damals passiert ist, die Dialoge während der Autofahrt beispielsweise. Oder die Episode beim Abschied, als die Entführer ihrem Opfer die Ein-Dollar-Note geben. Das ist wirklich geschehen – und ich kann keinen Grund dafür finden, warum jemand so etwas tun sollte. Weil die Geste so rätselhaft ist, behielt ich sie im Film – ohne allerdings ihre Bedeutung analysieren oder der Szene meine Meinung aufzwingen zu wollen."

Schon im Drehbuch waren den Entführern keine Namen, sondern japanische Regionen zugeordnet: Yokohama, der seltsam kindliche Anführer der Dreierbande, Kobe, der schweigsame Fahrer, und Chiba, der Hobbyfotograf. Watanabe ging dabei von der japanischen Realität aus. "Je näher man in Japan jemanden kennt, desto weniger spricht man ihn mit Namen an. Deswegen habe ich beim Schreiben die Namen weggelassen – ich wollte das Gefühl für die Wirklichkeit behalten." Für die Balance der Geschichte war es Watanabe wichtig, auch die komischen und grotesken Aspekte der Geschichte zu erzählen. "Die Gruppe unternimmt ganz gewöhnliche Dinge, wie den Besuch im Supermarkt. Das erinnert ein bißchen an Familienaktivitäten, obwohl ich denke, dass es mehr um Beziehungen geht, in denen sich Altersunterschiede ausdrücken. Solche Dinge haben mich interessiert, weil sie die Geschichte so eigentümlich machen. Für Usami ist die gesamte Situation der Entführung ein schreckliches Erlebnis, aber für die drei Jungs ist das ganz normal. Diesen Unterschied, diesen Kontrast fand ich interessant."

19 – Dreharbeiten und Besetzung

Das Drehbuch von ‘19’ legte Watanabe der japanischen Produktionsfirma Gaga Communications vor, die umgehend zusagte. Mit einem Budget von knapp 500.000 US$ wurde ‘19’ zwischen Juni 1999 und März 2000 produziert, wobei die Dreharbeiten einen Monat, die Postproduktion weitere fünf Monate in Anspruch nahmen. In der Besetzung arbeitete Watanabe mit einer Mischung aus professionellen Schauspielern und Laien. In der Rolle des Usami ist der vor allem aus Fernsehdramen bekannte Daijiro Kawaoka zu sehen, die Rolle des zweiten Opfers übernahm mit Masashi Endo ein erfahrener Filmschauspieler. Einen prägnanten Auftritt als Polizist hat Nachi Nozawa, der in Japan als Synchronstimme von Stars wie Al Pacino und Alain Delon legendär geworden ist.

Demgegenüber stand die Dreierbande, deren Anführer vom Regisseur selbst gespielt wurde. "Ich wollte die Schurkenrollen mit Darstellern besetzen, die in der Wahrnehmung des Publikums kein festes Image haben", erzählt Watanabe. "Die Rollen von Kobe und Chiba sind mit Freunden von mir besetzt, die über keine schauspielerische Erfahrung verfügten. Sie sollten im Film einen ungewöhnlichen und unheimlichen Eindruck vermitteln. Ich wollte keine klassische, filmtypische Darstellung. Daijiro Kawaoka z.B., der ein professioneller Schauspieler ist, spielte zu Beginn etwas stereotyp. Ich habe ihm erklärt, dass er den Schockzustand und die Verängstigung, in der sich seine Figur befindet, nicht extra betonen muss – das ist die Arbeit des Regisseurs." Beim Drehen hielten sich das Team sehr genau an die Vorgaben des Drehbuchs, Improvisationen wurden weitgehend vermieden. Der Film verzichtete dennoch nicht auf die Spontaneität der Darstellung. Es gab keine Probenzeit vor den Dreharbeiten, alle Einstellungen wurden nur ein einziges Mal gedreht.

19 – Der Look

Gedreht wurde ‘19’ auf Super-16mm. Die besondere visuelle Charakteristik des Films, sein ausgewaschener, ausgebleichter Look, in dem immer wieder einzelne Farben aus einem mitunter fast monochromen Hintergrund herausstechen, verdankt sich einem komplexen Prozess von digitaler Bearbeitung und mehrfachen Materialtransfers in der Postproduktion. Zuletzt wurde der Film auf NTSC ausgespielt und anschließend auf 35mm-Film transferiert. "Ich habe einen bestimmten Ton, eine bestimmte Stimmung gesucht, die zur Geschichte passt", erzählt Watanabe. "Dafür haben wir in der Postproduktion viel ausprobiert, was oft eine unsichere, manchmal wirklich experimentelle Arbeit war. Aber im Endeffekt, glaube ich, haben wir diesen Ton gefunden."

19 – Eine Geschichte

Kazushi Watanabe wollte sich mit ‚19’ von gängigen Erzählweisen des japanischen Mainstream-Kinos lösen. " Es ging mir nicht darum, japanische Elemente aus dem Film herauszuhalten. Aber ich wollte diese spezielle Note eines japanischen Films verlieren. Diese abgestandenen Bilder, die stereotype Darstellungsweise – alle diese Dinge, die ich in japanischen Filmen oft sehe, wollte ich vermeiden." Bewußt orientierte sich Watanabe in einigen Sequenzen am Western. "In der Eröffnung und bei den Strandszenen habe ich an Spaghetti-Western gedacht. Am Strand haben wir zum Beispiel Sandstaub durch die Luft wirbeln lassen, wie in den Filmen von Sergio Leone. Ich hatte auch das Gefühl, dass japanische Schriftzeichen nicht wirklich zum Film passen würden – deshalb haben wir von Anfang an englische Titel benutzt. Aber schlußendlich... wird im Film natürlich japanisch gesprochen."

Nach Kurz- und Spielfilm ging die Geschichte von ‘19’ noch in anderen Zusammenhängen weiter. In einem Spot für den Musikkanal Viewsic erzählte Kazushi Watanabe eine Episode der Dreierbande vor der Entführung. Außerdem prägte Watanabes Darstellung in ‘19’ Takashi Miikes Visitor Q. "Watanabe erschien mir perfekt für die Rolle des Besuchers", erzählt Miike. "Ein wenig speziell und seltsam, jemand, der das Heft in die Hand nimmt, selbstbewußt, rätselhaft und unabhängig." Und schließlich adaptierte der Zeichner Daisaburo Sakamoto ‘19’ für eine Manga-Version, die in Kürze erscheinen soll.

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Presseheft: 19_Presseheft.pdf

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